Auch dieses Jahr hat sich auf dem Papier wieder einiges in Sachen Klimaschutz getan. Die Bundesregierung musste beim Klimaschutzgesetz nachbessern, die Klimakonferenz in Glasgow fand statt und das Erneuerbare-Energien-Gesetz 2021 trat in Kraft. Was hat sich aber konkret geändert? Das zeigt sich unter anderem besonders am Stand der Energiewende 2021 in Deutschland. Im Nachfolgenden findest Du alle wichtigen Zahlen und Fakten dazu im Überblick.
Mit dem Ziel, den Energiebedarf in Deutschland durch erneuerbare Energieträger zu decken, gilt die Energiewende als Schlüsselfaktor bei der Bewältigung der Klimakrise. Die Nutzung erneuerbarer Energie reduziert die Treibhausgas-Emissionen drastisch und macht Deutschland unabhängig vom Import von (fossilen) Energieträgern.
Einbruch bei der grünen Stromerzeugung
Der fortgeschrittenste Sektor in Bezug auf die Energiewende bleibt auch 2021 die nachhaltige Stromerzeugung. Mit einem Anteil von 44,9 Prozent der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energieträgern verzeichnete Deutschland 2020 noch einen neuen Höchstwert. Doch: Laut dem Umweltbundesamt ist dieser Anteil in 2021 nicht weiter gewachsen.
De facto ist der erzeugte Strom aus erneuerbaren Energien im ersten Halbjahr sogar um ca. minus zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr eingebrochen. Und ist somit in diesem Zeitraum von 136 Mrd. kWh in 2020 auf 122 Mrd. kWh in 2021 gesunken. So lag der Anteil erneuerbarer Energien im Strommix im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um ca. acht Prozent niedriger.
Das im EEG 2021 (Erneuerbare-Energien-Gesetz) festgelegte Ziel, 65 Prozent des deutschen Stromverbrauchs bis 2030 aus erneuerbaren Energien zu gewinnen, scheint so noch in weiter Ferne.
Status Quo im Wärmesektor
Bedingt gute Neuigkeiten gibt es bei der Nutzung erneuerbarer Energien zum Heizen. Hier ist die Nutzung im ersten Halbjahr 2021 um ca. 13 Prozent gestiegen, wie eine Arbeitsgruppe des Umweltbundesamts berichtet. Insgesamt wurden demnach 113 Mrd. kWh zur Wärmeerzeugung genutzt (100 Mrd. kWh im gleichen Zeitraum 2020).
Der Grund für den Anstieg sind allerdings vor allem die relativ niedrigen Temperaturen in den ersten Monaten des Jahres, sodass insgesamt mehr geheizt wurde. Wichtige Energieträger sind hier feste Biomasse wie Holz, aber auch gasförmige Biomasse sowie biogener Abfall.
Verkehrssektor im unteren Bereich
Der Verkehrssektor in Deutschland bildet dagegen auch weiterhin das Schlusslicht bei der Energiewende. Mit einem Anteil von nur 7,5 Prozent erneuerbare Energien im Jahr 2020 bremst er die Energiewende förmlich aus.
Im ersten Halbjahr 2021 ist der Absatz von Biokraftstoffen um weitere 13 Prozent zurückgegangen. Dabei wurde zum einen die stärkere Nutzung von erneuerbarem Strom im Verkehr, mitunter aufgrund des E-Auto-Booms, berücksichtigt. Zum anderen nennt das Umweltbundesamt die eingeschränkte Reisetätigkeit aufgrund von Corona als weitere Ursache.
Die Energiewende 2021 im Detail: Entwicklung der Kapazitäten
So viel zur Entwicklung im Großen und Ganzen. Die Gründe dafür wurden teilweise bereits erwähnt. Als Nächstes werfen wir einen genaueren Blick auf die Details. Und beleuchten dabei den Fortschritt beim Ausbau der einzelnen erneuerbaren Energieträger.
Privatpersonen als Treiber der PV-Stromerzeugung
Die Stromerzeugung aus Photovoltaik-Anlagen gehört mit einer Summe von 48,6 Mrd. kWh im Jahr 2020 zu einem der wichtigsten Märkte für die Energiewende. Besonders interessant: Größter Treiber des Ausbaus von PV-Anlagen ist die Bürgerenergie. Denn: Im Gegensatz zu Windkraft- oder Wasserkraft sowie Biomasse können bei der Stromerzeugung durch Sonnenenergie auch Privatpersonen verhältnismäßig gut teilhaben.
Zwar hat der relativ sonnenarme Frühling der Stromerzeugung durch PV-Anlagen zugesetzt, dank des vergleichsweise hohen Zubaus konnte die Gesamtmenge (Stand: Oktober 2021) aber dennoch um 1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr steigen.
Der Netto-Zubau beziffert sich laut Umweltbundesamt auf + 6,9 Prozent bis Oktober 2021.
Energiewende 2021: Windkraftausbau stagniert
Mit 132,1 Mrd. kWh erzeugtem Strom in 2020 trägt Windenergie den größten Teil zu den erneuerbaren Energien in Deutschland bei. Das Problem: 2021 zählt bis dato nicht zu den besonders windreichen Jahren. So ist der durch Windkraft erzeugte Strom im ersten Halbjahr 2021 aufgrund windschwacher Monate – vor allem im Januar und Februar – um ca. 20 Prozent zurückgegangen.
Ein weiteres Problem: Der Ausbau von Windkraftanlagen stagniert. Bis einschließlich September 2021 wurden kaum neue Windkraftanlagen in Betrieb genommen. Gründe dafür sind vor allem Hürden aus der Politik, der Verwaltungsaufwand und stellenweise Widerstand aus der Gesellschaft. Insgesamt beschränkt sich der Zubau auf ein Leistungszuwachs von 1.195 MW – das entspricht einem Plus von 2,2 Prozent. Im Vergleich: Zwischen 2014 und 2017 wurden jährlich im Schnitt Anlagen mit insgesamt 4.300 MW zugebaut.
Biomasse verzeichnet leichten Wachstum
Aufgrund der vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten in Bezug auf die drei Sektoren Strom, Wärme und Verkehr zählt die Biomasse zu den wichtigsten Faktoren bei der Bereitstellung erneuerbarer Endenergie.
Die Stromerzeugung aus Biomasse ist zwar seit mehreren Jahren auf einem gleichbleibenden Niveau. Der vorläufige Netto-Zubau (Stand: Oktober 2021) bei Biomasse ist laut Umweltbundesamt aber insgesamt leicht positiv, mit 122 MW neu installierter Leistung bzw. einem Plus von 1,3 Prozent.
Wasserkraft profitiert vom wechselhaften Wetter
Profitiert von dem wechselhaften Wetter und niederschlagsreichem Sommer in 2021 hat vor allem die Wasserkraft. Hier ist bis Oktober ein Plus von acht Prozent vermerkt. Da Wasserkraft in Deutschland aber insgesamt einen niedrigeren Stellenwert hat, bleibt die Gesamtwirkung überschaubar.
Klimaneutrale Energie weltweit: Zukunftsmusik oder Realität?
Nicht nur in Deutschland, sondern weltweit tut sich einiges beim Thema klimaneutrale Energie. Zu den investitionsstärksten Ländern in 2021 gehören China mit 135 Mrd. US-Dollar, die USA mit 85 Mrd. US-Dollar sowie Deutschland auf Platz drei mit 29 Mrd. US-Dollar.
Im Verhältnis zum BIP steht laut Statista wiederum die Niederlande an Platz eins (2,1 Prozent des BIP), gefolgt von Spanien und dem Vereinigten Königreich mit jeweils einem Prozent des BIP.
Fazit zur Energiewende 2021
Alle Zeichen stehen also auf Fortschritt. Dennoch zeigen sich die Berichte zum Stand der Energiewende 2021 ernüchternd. Vor allem, da es sich in Politik und Gesellschaft dieses Jahr – neben der Corona-Krise – vor allem um die Klimakrise gedreht hat. Bei der immer größer werdenden Notwendigkeit, die Auswirkungen des Klimawandels zu begrenzen, wäre ein signifikanter Anstieg bei der Nutzung erneuerbarer Energien erwartbar bzw. notwendig gewesen. Das kann im Jahr 2022 also nur besser werden.